...oder die kleinen Offenbarungen des Lebens
Anekdoten eines Fotografenlebens.
Sarah war irgendwie im Netz auf mich aufmerksam geworden und hatte mich wegen eines gemeinsamen Shootings kontaktiert. Ich arbeite ja wirklich gerne mit neuen Gesichtern, am liebsten mit solchen, die noch nicht tausendfach durch die sozialen Netze schwirren; aber dass jemand eine mehrstündige Zugreise auf sich nimmt, um sich vor meiner Kamera wiederzufinden, passiert mir nun auch nicht alle Tage...
Da stand ich nun zur besten Mittagszeit am Bahnhof eines niedersächsischen Kleinstädtchens, neugierig, voller Erwartung, ja auch etwas angespannt. Man setzt sich ja doch selbst etwas unter Druck, wenn jemand solch eine Reise auf sich nimmt.
Und dann stand sie vor mir. 80er Jahre Karotten-Jeans, die Haare locker zum Dutt, mit einem irgendwie selbstgestrickten Ohrenwärmerband um den Kopf.
Was mir, der seine Jugend in den Achtzigern verbringen durfte, erst einmal ein breites Grinsen ins Gesicht schrieb; Gott sei Dank habe ich sie damit nicht verschreckt, aber irgendwie war auch das Eis gebrochen...
Dann die gemeinsame Fahrt zur Location. Soziologiestudentin im ersten Semester (hatte ich das nicht auch mal zwei Jahre an der Uni belegt...), die erste Gemeinsamkeit.
An "meinem" Shootinghaus die nächste Überraschung - "hey, hier sieht ´s ja aus wie zuhause..."
Wer meine Winterlieblingslocation kennenlernen durfte, kann meinen Gesichtsausdruck erahnen.
Kleine Führung durchs Haus, Auswahl des ersten Outfits, Ohrenwärmer und Dutt fielen... ich liebe Haare !!
Dann mal schnell die Playlisten auf dem Handy gecheckt, Start mit "The Rival Bid". Eine deutsche Band aus dem Ruhrgebiet die klingt wie die frühen a-ha. Ich dachte, hat was von den 80ern...
Die ersten Takes, vielversprechend. Die winzig kleine Unsicherheit Sarahs war nach 5 Bildern verflogen; ich ahnte, heute wird ´s spaßig und produktiv.
Outfitwechsel, Raumwechsel, Playlistwechsel.
Ich arbeite unheimlich gerne mit/zu Maître Gims; irgendwie überhaupt nicht mehr 80er, aber derzeit mein heimlicher Favorit.
Und dann das Unerwartete - Sarah hielt inne, fast regungslos verharrte sie einen Moment auf dem alten, massiven
Holzschreibtisch, den ich so gerne als Podest für meine Ikonen verwende. Ich kann nicht leugnen, dass ich mich im ersten Moment etwas erschrocken habe. Der Maître ist hierzulande doch eher unbekannt, aber von seiner Musik her nicht so, dass er so dermaßen polarisieren würde.
Nachfrage meinerseits. Passt etwas nicht? Playlist wechseln?
Und dann die überraschende Antwort.
Sarah hatte ein Jahr als Au-Pair in Frankreich verbracht und den "Meister" dort kennen und schätzen gelernt; und sie war einfach nur (ich könnte es fast als überrumpelt bezeichnen) überrascht, dass er ihr in dieser Situation zu Ohren kam.
Menschen, die den Maître mögen, können keine Schlechten sein - sag ich jetzt mal so...
Die Zusammenarbeit mit Sarah war für mich definitiv einer der schönsten fotografischen Momente des Jahres 2016!!vielen, vielen Dank dafür auch noch mal an dieser Stelle. Die Bilder sprechen für sich!!
Ach ja, ihr findet Sarah bei Facebook unter "Michelle Caroux"...
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Schattenbildner (Dienstag, 22 November 2016 06:23)
Glückwunsch. Ein gelungener Beitrag mit wunderschönen Bildern. Das macht Appetit auf viel mehr...